Ramesh S. Balsekar

„Es gibt nichts außer Bewusstsein. Das ‚Ich‘ existiert nicht.“

Ramesh S. Balsekar, Vom Bewusstsein getroffen

Vortrag an der Akademie für Ältere, Mai 2010

 Zum ursprünglich angesetzten Termin dieses Vortrags im vergangenen Jahr wollte ich Ihnen von der einmaligen Chance berichten, Ramesh Balsekar persönlich in Bombay, in Indien, kennen zu lernen:

 Wir, etwa ein dutzend Gäste, treffen uns vor Ramesh’s Haus in einem der besseren Wohnviertel Bombays, werden von seinem Vertrauten in die Wohnung im Dachgeschoss geführt, nehmen in seinen Wohnräumen Platz und warten auf sein Kommen. Gekleidet in ein schlichtes weißes Gewand nimmt Ramesh Platz, fragt, ob jemand Fragen stellen möchte, und beantwortet alle Fragen mit Geduld und Liebenswürdigkeit. Auch erneutes Nachhaken bringt ihn nicht aus der Fassung: Er bleibt die personifizierte Geduld und Güte. Nach ein bis zwei Stunden erschöpft sich unser Wissensdurst. Wir singen noch einige andächtige spirituelle Lieder. Ramesh verabschiedet sich. Wir bleiben noch eine Weile, sichten die vielen Unterlagen, Bilder und Bücher, die in seinem Wohnzimmer ausgelegt sind, und verlassen – inspiriert vom soeben Gehörten – sein Haus, um in einem der nahen Restaurants einen erfrischenden Drink zu nehmen.

Diese einmalige Gelegenheit, einem „großen“ noch lebenden Advaita-Meister zu begegnen, gibt es nicht mehr. Er ist am 27. September 2009 im Alter von 92 Jahren verstorben.

Wer war dieser weise alte Herr und was konnte er uns über die Welt, über unser Selbst und über Gott eröffnen. Über die Grundfragen unseres Lebens, wie sie  von den östlichen Philosophen – von den Weisheitsbelehrungen des Buddha bis zu den Advaita-Meistern der vedischen Traditionen – ebenso wie von den westlichen Philosophen – von Parmenides und Platon bis Hegel – wieder und wieder durchdacht und vorgetragen werden?

Zuerst aber zu den Stationen seines Lebens. Ramesh selbst beschrieb es in einem seiner Bücher so:

 „Ich wurde am 25. Mai 1917 als Sohn von Hindu-Eltern in einer gewöhnlichen Familie der Mittelschicht geboren. Meine Laufbahn an der Schule und der Universität, sowohl in Bombay als auch in London, war einigermaßen erfolgreich, keineswegs aber ungewöhnlich. Mein ganzes Leben verlief auf ruhige Weise ohne irgendwelche verblüffenden Umwälzungen.

Meine Mutter war eine typische, fromme Hindu-Frau, die die Vorschriften der Hindu-Religion genauestens befolgte. Ich habe mich nie wirklich um irgendwelche religiösen Vorschriften gekümmert. Meine Mutter war über meine Haltung sehr enttäuscht, und so fragte sie mich einmal: ‚Was ist es, wonach Du suchst?‘ und meine Antwort war, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst ungefähr 17-jährig, die folgende: ‚Ich suche etwas, das vor zehntausend Jahren existierte, etwas, das jetzt existiert und das noch in zehntausend Jahren existieren wird.‘ Ich hatte das Gefühl, meine Mutter war mit dieser Antwort vollkommen zufrieden.

Ungefähr 1960 traf ich meinen früheren Guru, mit dem ich fast 20 Jahre verbunden war. Ich ‚verließ‘ ihn nicht, meine Schülerschaft mit ihm hörte 1978 einfach auf, nachdem die Begegnung, mit Nisargadatta Maharaj geschah. Diese beiden Ereignisse waren Teil einer astrologischen Voraussage, eingraviert auf einem Papyrus-Blatt. Durch Zufall stieß ich auf diese Niederschrift im Jahre 1950! Alle diese Geschehnisse waren also vorherbestimmt.

Ich habe mich niemals dafür interessiert, irgendwelche ‚Heiligen‘ aufzusuchen, und ich habe auch keine getroffen. Nach meinem Verstehen sind sie alle Teil dieses Lebens-Traumes, und deswegen haben sie mich nie wirklich angezogen.

Genauso wie es in jenem astrologischen Schriftwerk vorausgesagt wurde, traf ich Nisargadatta Maharaj im November 1978, und die Transformation geschah plötzlich, fast genau ein Jahr später.[1]

Welche zentralen Themen vermittelt Ramesh Balsekar in seinen vielen Vorträgen, Büchern und den persönlichen Gesprächen mit seinen Gästen in Bombay?

Man könnte die fast unübersichtliche Fülle seiner Gedanken in drei Themenbereiche gliedern:

   1.   Die Relativierung unserer Vorstellungen zur Wahrnehmung der Welt und zum Ich, zum Ego, zu uns als Person,

  1.  seine Gottesvorstellung,
  1.  seine Bemühungen, uns mit seinen radikalen, für uns nur schwer  anzunehmenden Thesen zu versöhnen.

Bevor ich Sie hiermit konfrontiere, seien mir vorab zwei grundsätzliche Anmerkungen erlaubt:

Zum einen hat Ramesh Balsekar wiederholt betont, dass er seine Ausführungen als Ausdruck seiner subjektiven Überlegungen und Konzepte versteht. Sie müssen nicht notwendigerweise allgemeingültig und auch nicht für alle annehmbar sein.

Und – eigentlich ist das selbstverständlich – ich stelle diese Konzepte von Ramesh Balsekar vor, die nicht immer und ausschließlich auch die meinigen sind. Insofern können wir zum Schluss Fragen und Meinungen austauschen, aber weder Ramesh noch mich als Vortragenden „zerreißen“.

Wie sagt Albert Einstein: „Wer es unternimmt, auf dem Gebiet der Wahrheit und der Erkenntnis als Richter aufzutreten, scheitert am Gelächter der Götter.“

Vorab: Was ist „Advaita“?

Advaita, erklärt Sathya Sai Baba, der indische Weisheitslehrer, ist „das umgreifende Wahrnehmen des Göttlichen als des Einen-ohne-ein-Zweites“. Es ist von seinem Ursprung her Teil der Veden und ist in den Upanishaden bis in unsere Zeit überliefert worden.

Die Veden sind älteste indogermanische Schriften. Ihr historisches Entstehen ist schwer zu datieren. Jedenfalls sind sie älter als die Kultur der Arier, die die Veden um etwa 1500 vor unserer Zeitrechnung nach Indien brachten. Im achten Jahrhundert wurden die Upanishaden von Shankara, dem bedeutendsten klassischen Advaita-Lehrer Indiens, aufgegriffen und kommentiert. Schließlich finden sie in den Darlegungen des sogenannten Neo-Advaita ihre zeitgemäße Formulierung.

Advaita ist ein spiritueller Weg. Er beginnt mit „dvaita“, der dualen Sicht der Welt, entwickelt sich über „vishishtadvaita“, einem bedingten Akzeptieren von Advaita, zum monistisch geprägten Verständnis von „ā-dvaita“, „nicht-zwei“.

Von daher ist „Advaita in Reinkultur“ gewöhnungsbedürftig. Es ist deshalb nur allzu verständlich, dass manche Ramesh Balsekar uneingeschränkt annehmen können, während andere ihn kompromisslos ablehnen.

Ich sagte ja schon in der Ankündigung dieses Vortrags: Ramesh Balsekar ist ein „freier Radikaler“ unter den Meistern des Advaita-Vedanta, der indischen Weisheitslehren. Seine Konzepte zum Wahren Sein des Göttlichen sind schwere Kost für unsere westlich geprägten Denkgewohnheiten.

1. Was hat uns Ramesh zum Wesen der Welt und zu uns als Person zu sagen?

 „Diese Welt, die erscheint, wenn wir bewusst sind, hat keine wirkliche Substanz, sondern sie ist lediglich wie ein Traum, der im Tiefschlaf verschwindet.[2]

Schwer zu verstehen, dass die Dinge dieser Welt ohne wirkliche Substanz sein sollen, also unwirklich sein sollen? Dabei lassen wir uns aufgrund einer kleinen sprachlichen Ungenauigkeit täuschen. Wir verwechseln auf der Suche nach dem letztlichen, dem inhärenten Sein, einem wirklichen Bestehen aus sich selbst heraus, die Wirklichkeit der Erscheinungen mit ihrer Wirksamkeit.

Unabhängig von einer solchen letztlichen Bestehensweise bleiben die mit ihrem Erscheinen verbundenen Naturgesetze von Ursache und nachfolgender Wirkung unverändert in Kraft. Ein eventueller Zweifel an der Wirksamkeit der Dinge dieser Welt vergeht schnell, wenn wir gegen eine zwar nicht letztlich wirkliche aber immerhin äußerst wirksame Wand laufen!

Und wie steht’s mit „uns“, unserer Vorstellung als eigenmächtiger Person?

 „Das menschliche Individuum, als ein Teil dieses Traumes, kann keinen freien Willen besitzen, um einen anderen Teil dieses Traumes zu beeinflussen. Alles wird in der Art und Weise geschehen, wie es geschehen soll.“[3]

 „Es gibt nichts außer Bewusstsein. Das ‚Ich‘ existiert nicht. Das illusorische ‚Ich‘ kann nicht von dir ausgelöscht werden, nur von Gott. Es muss durch nichts ersetzt werden. Der Körper-Verstand-Organismus funktioniert genau so, wie er programmiert wurde. Man versteht: Nicht ich lebe mein Leben, mein Leben wird gelebt. Ich bin wie ein dürres Blatt im Wind. Ich gehe, wohin er mich treibt. Die Energie im Körper-Verstand-Organismus aktiviert sich selbst. Diese Energie ist Gott in uns.„[4]

Das sind starke Worte für uns „ich-verliebte“ Egozentriker. Gehen wir doch alltäglich davon aus, als selbstmächtige Individuen scheinbar autonome Entscheidungen zu treffen. Und treffen manchmal auch „voll daneben„.

 2. Und wie ist das mit „Gott“?

Von alters her hat sich der Mensch Bilder von Gott und seiner Schöpfung gemacht. Im Kopf hat er die antiken Vorstellungen eines geozentrischen Weltsystems – mit der Erde und mit sich selbst als Mittelpunkt. Er steht vor der schier unermesslichen Weite des Himmels über ihm. Aus diesem Blickwinkel von Mensch und Universum bilden sich in ganz natürlicher Weise Bilder von der Welt und dem Universum einerseits und vom „Menschen hier“ und einem „Schöpfergott da oben“ andererseits. Mögen sich die vorgestellten Bilder nach Kulturkreis und Zeitalter unterschiedlich entwickelt haben, die zugrundeliegenden Konzepte vom Schöpfer und seinen Geschöpfen finden sich in allen Schöpfungsmythen in ähnlicher Form.

Aus der biblischen Schöpfungsaussage, „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn“, entwickelt sich in der christlichen Theologie die umgekehrte Folgerung, Gott müsse demnach auch seinem Abbild ähnlich sein. Diese vorgestellte Ähnlichkeit zwischen Gott und Mensch machte es erst möglich, Gott als Vaterfigur zu verstehen, der seine Geschöpfe liebt, wo notwendig bestraft und ihnen in seiner Allgüte ihre Sünden vergibt.

Die Problematik mit einem in dieser Weise verstandenen persönlichen Gott ist nur, dass man von ihm als „liebem“ Gott und allmächtigem Ingenieur eine Welt ohne Fehler erwarten könnte.

Wie kann man die Existenz des Übels in der Welt erklären, wenn es nur einen einzigen allmächtigen und guten Gott gibt? Entweder er ist allmächtig, dann müsste er diese Schöpfung vor Leid und Katastrophen schützen. Oder er ist es nicht? Wenn er aber in seiner Allmacht könnte und nicht wollte, wäre er dann allgütig?

Das sah Ramesh Balsekar ganz anders!

Zunächst einmal verstand er die Dualität aller Manifestationen des Göttlichen als unverbrüchliche bipolare Einheit und akzeptierte sie als „gottgegeben“:

 „Dualität ist die Basis des Lebens. Das Leben basiert auf miteinander verbundenen Gegensätzen.“

 „Alle Manifestationen und dieses Geschehen, das wir Leben nennen, basieren auf Dualität. Das Unmanifestierte, der Ursprung allen Lebens, offenbart sich in der Vielfältigkeit der Manifestationen, und die Basis dafür ist Dualität.“[5]

 „Es gab nie eine Zeit, in der es keine schlechten Menschen gab, es gab nie einen Moment, in dem es nichts Hässliches gab. In jedem Moment sind immer beide miteinander verbundene Gegensätze vorhanden. Ein weiser Mensch akzeptiert das.“ [6]

Unser unterscheidendes Streben nach dem, was uns „gut“ und uns „böse“ erscheint, muss fehlschlagen. Weil es unserer instrumentalen Lebensaufgabe widerspricht.

Alsdann sollten wir aufhören, Gott als Objekt unseres diskursiven Geistes verstehen zu wollen:

 „Es ist unmöglich, die Wahrheit als Objekt zu suchen, noch kann die Wahrheit beschrieben werden. Man kann sie andeuten oder darauf hinweisen, aber die Wahrheit kann nicht in Worten ausgedrückt werden, da sie nicht in Begriffen denkbar oder vorstellbar ist. Was denkbar oder vorstellbar ist, wird immer ein Objekt sein und die Wahrheit ist kein Objekt.“[7]

Denn Gott ist die form- und eigenschaftslose Quelle und als potentielles Ziel der eigentliche Sinn unsers Daseins:

 „Gott ist jene formlose Subjektivität, reines Potential, das Unendliche, universelle Bewusstsein, welches auch noch nach der Auflösung des Universums allein weiterexistieren wird. Innerhalb dieses reinen, unbegrenzten Bewusstseins, dem Potentiellen Plenum, entstand die phänomenale Manifestation ‑ nichts weiter als ein objektiver Ausdruck jener reinen Subjektivität.“[8]

Nach solchen Erläuterungen drängt sich bei uns der Eindruck auf, dass Ramesh Balsekar ein ausgesprochen kopfgeprägter Lehrer gewesen sein muss. Und einiger Zweifel breitet sich aus: Sollen wir uns das von ihm bieten lassen? Warum sollen wir uns mit diesen schwer zu verstehenden Aussagen herumquälen und unseren sowieso schon arg belasteten Geist noch weiter verwirren? Ja, Ramesh Balsekar war ein typischer Kopfmensch, und sein Denken war idealtypisches „Ynana-Yoga“.

Aber er war auch ein „Karma-Yogi“: War es nicht auch eine edle Form von Karmayoga, seine Privatwohnung für die seinerzeit täglichen Besucher zu öffnen, ihren Fragen stets geduldig zuzuhören und alle, auch die immer wiederkehrenden Fragen mit Nachsicht und Güte zu beantworten?

Und letztlich war er auch ein „Bhakti-Yogi“, der den Weg der Hingabe auf seine ganz besondere Art pflegte: Im Gebet an das göttliche Bewusstsein als der von ihm erkannten einzigen Wahrheit!

 3.  Seine Angebote zur Versöhnung

Öffnen wir uns aber ein wenig seiner Denkweise, entdecken wir alsbald die andere, versöhnlichere Seite seiner Konzepte. Wir bekommen hilfreiche und unser Denken weiterführende Anregungen: zum leidlichen Problem unseres Egos, zu der Vorstellung unserer vermeintlichen, aber so nicht existenten Handlungsfreiheit und zu unseren Wunschvorstellungen zur Befreiung aus den Täuschungen des Lebens.

 Wandlung  statt Überwindung des Egos

Das „Ich“, das sich in seinem tiefsten Innern nie ganz mit dem Körper-Geist-Gebilde identifiziert hat, kann durchaus erkennen, dass die Entwicklung von der ursprünglichen Energie „Ich-Bin“ zum „Ich-Konzept“ falsch ist. Und dass Vollkommenheit ohne Begrenzungen seine wahre Natur ist.

Das Problem besteht allerdings darin, nicht tief genug zu verstehen, dass in dieser Vollkommenheit bestimmte Vorstellungen des „Ichs“ verschwinden müssen.

 „Gott schafft das Ego als Teil der Göttlichen Hypnose. Die Vernichtung des Ego liegt nicht in der Hand des Suchenden Das Aufkommen des Ego ist ein natürlicher Prozess. Wenn du das Ego akzeptierst, kapitulierst du im Grunde vor jener Macht, die das Ego geschaffen hat. Das bedeutet, du hast das Ego selbst hingegeben. Du sagst: ‚Okay Gott, tu, was immer Du willst.‘ [9]

Wenn also von der Überwindung des Ego gesprochen wird, kann nicht der sowieso unmögliche „Selbstmord“ des Ego gemeint sein – „wenn du kein Ego mehr hättest, würde es dich nicht mehr geben[10], sondern nur die notwendige Veränderung des Ego. Diese Veränderung muss mit dem Aufgeben des falschen Selbstverständnisses beginnen. Sie ist verbunden mit einem Verstehen, dass es in seiner bisher angenommenen Bestehensweise als handelnder Einheit zurücktreten muss. Und sie wird dennoch und weiterhin als Funktionselement der Person benötigt.

Aus dem Annehmen eines solchen funktionalen Ego erwächst dann ganz zwangsläufig die Erkenntnis des unpersönlichen Handelns:

 „Niemand tut irgendetwas. Nichts geschieht, es sei denn es ist dies der Wille der Quelle, der Wille Gottes. Dies bedeutet folgendes: Der Eindruck des eigenen Agierens ist eine Illusion.“

 „Wenn ich aber weiß, dass es nicht meine Tat war, dann ist Glück nicht mit Stolz gepaart und Schmerz nicht mit Schuldgefühlen und Scham. Und das ist das Leben, von Moment zu Moment, manchmal Schmerz, manchmal Glück, aber nun sind Schmerz und Glück nicht begleitet von Schuldgefühlen und Scham oder Stolz und Arroganz. Und die Abwesenheit von Stolz und Arroganz und Schuld und Schande für meine Handlungen führt zu Frieden in mir selbst.“[11]

 Sein Konzept von Erleuchtung

Nach Ramesh’s Vorstellungen bedeutet Erleuchtung nur das vorbehaltlose Verstehen, dass der Mensch als Instrument des Göttlichen – versehen mit Körper und Geist, und mit Ego – und nicht als eigenmächtiges Wesen handelt.

Diese Erkenntnis, die zutiefst und ohne Zweifel begriffen werden muss, kann nicht forciert werden. Der Mensch ist nicht frei. Seine Identifikation mit sich selbst als verursachendem Handelnden ist das eigentliche Hindernis auf dem Weg zur Erleuchtung. Ohne die Initialzündung aus göttlicher Gnade „läuft da nichts“:

 „Das illusorische Ego, das keine wirklich Existenz besitzt, kann nicht irgendetwastun, um irgendetwas zu ‚erreichen‘. Bedeutet dies dann, dass der Mensch als ein Individuum gar keinen aktiven Anteil an diesem Geschehen (, dem Aufleuchten des Verstehens) hat, es sei  denn als ein Mechanismus? Genauso ist es.“[12]

Doch, auch wenn es nicht in unserer Eigenmacht liegen sollte, den Zeitpunkt und die Umstände zu bestimmen, unsere getäuschten Wahrnehmungen von der Welt, von uns selbst und vom eigentlichen Wesen des Göttlichen zu überwinden, für die Eine oder den Einen könnte eben dieser heutige Vortrag der vorbestimmte Auslöser für eines der größten Abenteuer des Geistes sein: die eine und allumfassende Wahrheit unseres Lebens zu erkennen.

So sagte Ramesh:

 „Wenn sich der Geist nach innen wendet, beginnt der Prozess des Verstehens. Wenn wir Gottes Willen akzeptieren, löst sich die Göttliche Hypnose.

 Der Körper-Verstand-Organismus durchläuft den Prozess so, wie Gott es fügt. Er wird von Meister zu Meister geschickt, bis der Prozess zu Ende ist. Der Prozess endet mit der Realisierung, dass es den Suchenden nie gab. Das Verstehen blitzt auf und erlischt wieder, bis es stetig wird.

 Suchen ist im Wesentlichen ein Prozess des Verstehens. Der Sucher versteht, dass Gott der Sucher ist.[13]

„Verstehen ist alles.[14]

Vortrag in der Akademie für Ältere, Heidelberg Mai  2010.
© Klaus  Kück, Heidelberg


[1] Aus: Balsekar, Die Lehre erleben, Freiburg i.Br. 1994, S. 9f.

[2] Ebd., S.10.

[3]  Ebd.

[4]. Murthy, Vom Bewusstsein getroffen, Worte von Ramesh S. Balsekar, Freiburg i.Br. 1998, S. 26.

[5] Ramesh S. Balsekar, Und so geschah es, dass.., J. Kamphausen Verlag 2005,  S. 72,  und: The Cosmic Law (DVD)., o.  S.

[6] Balsekar, The Cosmic Law, Talks on a Happening called Life, o. S.

[7] Balsekar, Pointers, Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj, Kamphausen Verlag 2002, S. 39.

[8] Balsekar, Wen kümmert?s, Bielefeld 2002, S. 33.

[9] Murthy/Balsekar, Vom Bewusstsein getroffen, S. 155.

[10] Balsekar, The Cosmic Law (DVD), o. S.

[11] Beide Zitate:  Balsekar, The Cosmic Law, Talks on a Happening called Life, o. S.

[12] Balsekar, Die Eine Wahrheit, Freiburg i.Br. 1996, S. 209.

[13] Murthy/Balsekar, Vom Bewusstsein getroffen, S.  31.

[14] Ebd.